Das Thema Männergesundheit bei der Bundestagswahl
Am Sonntag ist Wahl und die Stiftung Männergesundheit und der Förderverein der Stiftung haben sich deshalb die Programme der Parteien näher angeschaut. Außerdem haben wir die Parteien angeschrieben und ihnen einige Fragen gestellt.
Das Wichtigste in Kürze:
- Männergesundheit spielt in den Programmen der Parteien keine große Rolle.
- Viele befragte Parteien wie die SPD, die Linkspartei und Volt halten das Thema aber für wichtig.
- Bündnis90/Die Grünen lehnt eine Beanwortung ab, Union, FDP und AfD antworten nicht auf unsere Umfrage.
Unser Vorgehen
Unser Vorstandsmitglied Professorin Möller-Leimkühler hat für uns die Programme der wichtigsten Parteien angesehen. Daneben haben wir Anfang Februar die Arbeitskreise für Gesundheit der großen Parteien angeschrieben.
Die Ergebnisse im Überblick
Nur SPD und Linkspartei gaben an, dass sie konkrete Vorstellungen zur Verbesserung der Männergesundheit in ihrem Parteiprogramm haben.
SPD
Die SPD etwa gibt an, den Ausbau der Vorsorge bei männerspezifischen Krankheiten wie Hodenkrebs und eine bessere Aufklärung von Männern zum Ziel zu haben. Außerdem sieht man Bedarf in jenen Bereichen, in denen Männer bei gleichem Alter deutlich höhere Sterberisiken als Frauen haben, etwa bei Herzkrankheiten.
Dagegen ist die Verbesserung der psychischen Gesundheit von Männern und die Forschungsförderung bei männerspezifischen Erkrankungen für die SPD bisher kein Thema.
Insgesamt bekennt sich die SPD in unserer Umfrage zu dem Ziel, den aktuellen Unterschied von fünf Jahren in der Lebenserwartung zu verringern und hält dies für „sehr wichtig“.
Allerdings findet sich im Programm dazu bisher nichts. Dort heißt es lediglich, „wir wollen, dass Frauengesundheit noch mehr Aufmerksamkeit bekommt.“ (S. 45, zitiert nach KongressBrief GenderGesundheit 1/25).
Die Linke
Auch die Partei Die Linke bekennt sich in der Umfrage zum Ziel, den Unterschied in der Lebenserwartung zu verringern. Allerdings ist uns die Auswertung der Umfrage nicht ganz leicht gefallen, da die Partei alle von uns genannten Optionen als „sehr wichtig“ bewertet hat.
Volt
Die Kleinpartei Volt hat als erste und besonders umfangreich auf unsere Anfrage geantwortet. Man hält dort die Verringerung des Unterschieds in der Lebenserwartung für sehr wichtig.
Konkrete Forderungen, etwa nach einer Männergesundheitsstrategie wie in Irland, gibt es dagegen nicht. Stattdessen möchte man allgemein die Gesundheitsvorsorge ausbauen und stärker geschlechtsspezifische Herausforderungen in den Blick nehmen. In der Antwort heißt es „Volt steht in allen Bereichen, so natürlich auch im Bereich Gesundheit für eine inklusive und gleichbehandelnde Politik.“
Volt, so könnte man die Antwort zusammenfassen, möchte allgemein die Gesundheitsvorsorge verbessern. Davon würden auch Männer profitieren.
CDU/CSU
Auch die CDU plant, die „Gesundheit von Frauen stärker in den Blick [zu] nehmen.“ Nach wie vor gebe es „weiterhin viele geschlechtsspezifische Ungleichheiten zuungunsten von Frauen.“ Deshalb benötige man „Konzepte und Maßnahmen, die Frauen in Gesundheitsbildung, -förderung und - versorgung besser erreichen.“ (Seite 68, ebenfalls entnommen aus dem KongressBrief GenderGesundheit 1/25).
Die Tatsache, dass Frauen bereits heute von Präventionsangeboten besser erreicht werden, findet dagegen keine Erwähnung. Unser Vorstandsmitglied Prof. Möller-Leimkühler, die uns die Informationen aus dem KongressBrief ausgewertet hat, spricht deshalb von einer „Genderblindheit der Parteien“.
Die CSU hat in Bayern bereits vor Jahren ein Konzept zur Männergesundheit verabschiedet, damals unter dem Staatsminister für Umwelt und Gesundheit Markus Söder. Allerdings reagierte der Arbeitskreis Gesundheit und Pflege auf unsere Anfrage nicht.
FDP
Auch die FDP möchte lediglich die Frauengesundheit verbessern und „der strukturellen Diskriminierung von Frauen […] ein Ende [setzen]“. Unter anderem sollen Frauenkrankheiten wie Brustkrebs intensiver erforscht werden. Über die Männergesundheit oder Männerkrankheiten wie Prostata- und Hodenkrebs liest man in dem Programm dagegen nichts.
AfD
Die AfD antwortete auf unsere Befragung nicht. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass die Partei sich besonders um die Gesundheit von Männern bemüht. So fordert die Partei eine Wiedereinführung der Wehrpflicht lediglich für Männer.
Bündnis90/Die Grünen
Als einzige Partei antwortete uns die Partei zwar, lehnte aber eine Antwort auf unsere Fragen ab. Begründet wurde das mit der verkürzten Zeitspanne angesichts der vorgezogenen Neuwahlen. Ein Blick ins Wahlprogramm zeigt aber, dass die Partei ebenfalls kein Interesse am Thema Männergesundheit hat.
Fazit
SPD, Linkspartei und Volt bekennen sich zum Thema Männergesundheit. Sie sehen diese als Bestandteil einer großen Strategie zur Gendergesundheit, bei der alle von einer passgenaueren Herangehensweise profitieren und Männer- und Frauengesundheit keine Widersprüche sind. Dagegen haben die Unionsparteien, FDP, Grüne und AfD bisher keine Strategie zur Verbesserung der Männergesundheit.