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Sechs Fragen zur Männergesundheit an die Bundestagsparteien und die FDP

Die Positionen der Parteien zur Männergesundheit

Bundestag Berlin

Die Antworten im Einzelnen

Bisher geantwortet haben Abgeordnete von Bündnis90/Die Grünen sowie der AfD. Sobald weitere Antworten bei uns eingehen, werden wir sie umgehend veröffentlichen.

Klicken Sie einfach auf den Namen des betreffenden Politikers oder der Politikerin, um die Fragen zu lesen. Am Endes jedes Beitrags haben wir auch eine kurze Beschreibung der jeweiligen Person angefügt.

Dr. Tanja Machalet (SPD)

1. Was bedeutet Gesundheit für Sie persönlich?

Gesundheit ist das höchste persönliche Gut. Sie umfasst das körperliche, seelische und soziale Wohlbefinden und ist die Voraussetzung dafür, dass Menschen ihr Leben in Würde und Selbstbestimmung führen können. Dabei darf sie kein Luxusgut sein – jede und jeder muss unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Einkommen oder Wohnort Zugang zu guter Gesundheitsversorgung haben.

2. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Männergesundheit in Deutschland?

Eine der größten Herausforderungen für die Männergesundheit in Deutschland liegt in der geringen Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen. Noch immer ist die Situation zu oft so, dass die Ehefrau an anfallende Impfungen denken muss oder ihren Ehemann an Termine erinnert.

Damit einher geht, dass Männer seltener über gesundheitliche Probleme sprechen. Schmerzen werden wegrationalisiert oder ignoriert, bis es nicht mehr geht. „Wird schon nicht so schlimm sein“ ist zu häufig die Devise. Gerade in körperlich fordernden Berufen gilt es als „uncool“, gesundheitliche Probleme zuzugeben. Das verzögert die Diagnostik und entsprechend auch mögliche Behandlungstherapien.

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass soziale Isolation und beruflicher Stress sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Das trifft sowohl Frauen als auch Männer.

3. Welche Maßnahmen oder politischen Initiativen halten Sie für dringend notwendig, um die Männergesundheit zu verbessern?

Sinnvoll wäre eine Aufklärungskampagne zu Gewalt, die von Männern an Männern verübt wird, und insgesamt braucht es deutlich mehr Mittel für den gesamten Bereich Gewaltprävention und Täterarbeit, geschlechtsspezifische Gewalt in der Paarbeziehung eingeschlossen. Sehr begrüßen würde ich einen Kongress für geschlechtsspezifische Gesundheitsversorgung im Bundesgesundheitsministerium, der den Grundstein legen könnte für die Entwicklung einer Nationalen Strategie für geschlechtssensible und
gruppenspezifische Gesundheitsversorgung.

Im Grunde geht es primär um Aufklärung. Wir müssen präventiv aktiv werden. Wie ich in der vorherigen Frage beschrieb, werden viele Erkrankungen zu spät erkannt und behandelt. Um dies zu vermeiden, müssen wir gezielt ansetzen, um Männer besser zu erreichen und für gesundheitliche Themen zu sensibilisieren. Wir müssen mit geschlechtersensibler Gesundheitskommunikation stärker auf Männer zugehen – zum Beispiel über Betriebe, Sportvereine oder digitale Kanäle. Dabei geht es auch darum, über psychische Gesundheit zu sprechen und mit traditionellen Rollenbildern aufzuräumen, die oft verhindern, dass Männer Hilfe suchen.

Außerdem brauchen wir mehr niedrigschwellige Angebote – etwa in der betrieblichen Gesundheitsförderung oder in der urologischen Vorsorge. Hier können hausärztliche Praxen, aber auch Apotheken, eine noch zentralere Rolle spielen.

4. Wie wollen Sie sich persönlich im Gesundheitsausschuss für dieses Thema starkmachen?

Als Vorsitzende des Gesundheitsausschusses ist es mir ein zentrales Anliegen, dass unser Gesundheitssystem solidarisch, gerecht und zukunftsfest bleibt. Wir müssen den Zugang zu medizinischer Versorgung für alle Menschen verbessern – egal ob in der Stadt oder auf dem Land, weiblich, männlich oder divers, ob jung oder alt, gesetzlich oder privat versichert. Prävention und Gesundheitsförderung müssen stärker in den Fokus gelegt werden.

5. Was hindert Männer Ihrer Meinung nach heute noch daran, sich frühzeitig um ihre Gesundheit zu kümmern?

Ich denke, wie bereits beschrieben, viele Männer wachsen noch immer mit dem Bild auf, stark, belastbar und „unkaputtbar“ sein zu müssen. Diese gesellschaftlichen Erwartungen führen oft dazu, dass sie Warnsignale des Körpers ignorieren oder es als Schwäche empfinden, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen – insbesondere, wenn es um seelische Belastungen oder präventive Untersuchungen geht.

Hinzu kommt, dass viele Gesundheitsangebote nicht gezielt auf Männer zugeschnitten sind. Sie fühlen sich oft nicht angesprochen – weder sprachlich noch inhaltlich. Das müssen wir ändern, indem wir geschlechtersensibel kommunizieren und Angebote dort machen, wo Männer auch im Alltag erreicht werden: egal ob am Arbeitsplatz, im Sport oder digital.

Wir müssen es normalisieren, dass auch Männer über ihre Gesundheit sprechen und sich frühzeitig kümmern – das ist keine Frage von Schwäche, sondern von Verantwortung sich selbst und den Angehörigen gegenüber.

6. Und zum Schluss: Was tun Sie selbst, um gesund zu bleiben?

In meiner Freizeit versuche ich, so gut es geht, auf mich zu achten. Ich liebe es, mit meinem Hund spazieren zu gehen, Sport zu treiben und gesund zu essen. Außerdem versuche ich, Stress so gut wie es mir möglich ist, zu vermeiden. Wobei ich auch ehrlich sein muss: Der Stress ist bei meiner Berufswahl natürlich vorprogrammiert. Daher versuche ich auch einen Ausgleich zu bekommen. Zum Beispiel bin ich Chormitglied und Musik ist als psychische (Selbst-)Therapie auch sehr wertvoll.

Hintergrund: Dr. Tanja Machalet

Tanja Machalet ist Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit. Daneben ist sie Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales und stellvertretendes Mitglied im Finanzausschuss. Die gelernte Bankkauffrau und promovierte Volkswirtin wurde 2021 erstmals in den Bundestag gewählt. Sowohl 2021 als auch bei der Wahl 2025 wurde sie direkt für den Wahlkreis Montabaur gewählt.

Johannes Wagner (Bündnis90/Die Grünen)

1. Was bedeutet Gesundheit für Sie persönlich?

Gesundheit ist für mich mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit. Gesundheit bedeutet für mich, dass sich Menschen mit allen Möglichkeiten und Ideen entfalten können. Als Arzt blicke ich auch immer auf die Gerechtigkeitsfragen im Gesundheitssystem, also zum Beispiel den Zusammenhang von Gesundheit mit Armut, Bildung, Wohnort und auch Klimaveränderungen. Gesundheit ist Daseinsvorsorge. Außerdem ist mir die Ausrichtung von Gesundheitspolitik auf Prävention besonders wichtig – denn das spart Kosten und verbessert den Gesundheitszustand der Menschen, genauso wie die Klimakrise als Gesundheitskrise zu betrachten.

2. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Männergesundheit in Deutschland?

Als Berichterstatter für Prävention und Public Health betone ich immer die Wichtigkeit von Vorsorge und Früherkennung besonders. Da Männer die Angebote in diesem Rahmen statistisch seltener und später nutzen, ist es eine der größten Herausforderungen, hier Verhaltensänderungen herbeizuführen. Ob bei Krebs-Früherkennung, Zahngesundheit oder sexuell übertragbaren Krankheiten. Das Feld psychische Gesundheit halte ich für zentral: Denn Männer suchen eben häufig nicht professionelle Therapie auf, mit drastischen Folgen wie Sucht, Gewalt in der Partnerschaft bis hin zum Suizid – das schadet ihnen selbst und oft auch weiteren Menschen. Auch bei sexueller und reproduktiver Gesundheit, Verhütung, Familienplanung und Familiengesundheit braucht es ein Umdenken: Diese Themen sind eben nicht nur Frauensache. Wenn alle dafür die Verantwortung übernehmen, ist das
gut für alle Geschlechter.

3. Welche Maßnahmen oder politischen Initiativen halten Sie für dringend notwendig, um die Männergesundheit zu verbessern?

Sinnvoll wäre eine Aufklärungskampagne zu Gewalt, die von Männern an Männern verübt wird, und insgesamt braucht es deutlich mehr Mittel für den gesamten Bereich Gewaltprävention und Täterarbeit, geschlechtsspezifische Gewalt in der Paarbeziehung eingeschlossen. Sehr begrüßen würde ich einen Kongress für geschlechtsspezifische Gesundheitsversorgung im Bundesgesundheitsministerium, der den Grundstein legen könnte für die Entwicklung einer Nationalen Strategie für geschlechtersensible und
gruppenspezifische Gesundheitsversorgung.

Ein sehr wirkungsvoller Hebel im Bereich der Verhaltensprävention ist eine höhere Besteuerung von Tabak und Alkohol: Dies würde sich positiv auf viele Bevölkerungsgruppen wie etwa Kinder und Jugendliche auswirken, aber natürlich auch auf Männer. Gleichzeitig könnte man diese zusätzlichen Steuereinnahmen direkt in die GKV-Finanzen stecken und damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Und last but not least können Schulgesundheitskräfte, die an jeder Schule eingesetzt werden, Kinder und Jugendliche schon früh und direkt in ihrem Lebensumfeld erreichen und durch Gesundheitsbildung sensibilisieren für die Wichtigkeit von Gesundheitsvorsorge, Sucht- und Gewaltprävention, Fragen der mentalen Gesundheit und sexuelle Gesundheit und Verhütung. Die Gesundheitssozialisierung kann so erheblich verbessert werden.

4. Wie wollen Sie sich persönlich im Gesundheitsausschuss für dieses Thema starkmachen?

Gerade beim Thema Männergesundheit müssen wir darauf hinwirken, dass genderspezifische Aspekte in der Forschung und in der Medizin viel mehr als bisher berücksichtigt werden – statt wie bisher vom männlichen Körper als „Normkörper“ oder bestenfalls von einem binären Geschlechterverhältnis auszugehen. Denn das führt für alle Geschlechter zu Ausschlüssen und hat schwerwiegende gesundheitliche Folgen, nur eben mit jeweils anderer Ausprägung. Demzufolge müssten neben dem stärkeren politischen Gewicht, das Frauengesundheit mittlerweile richtigerweise bekommt, auch die spezifischen Gesundheitsbedarfe von Männern/Jungen ebenso wie von Menschen jenseits der binären Geschlechternorm und die Verschränkung mit anderen Benachteiligungsaspekten, wie etwa Behinderung, Armut oder sexuelle Orientierung, viel präziser beforscht und in die Behandlung einbezogen werden.

5. Was hindert Männer Ihrer Meinung nach heute noch daran, sich frühzeitig um ihre Gesundheit zu kümmern?

Als Mitglied der Grünen bin ich stark feministisch geprägt. Das Patriarchat, so wie es unsere Gesellschaft formt, schadet allen Geschlechtern, und damit auch Männern und Jungen. Es ist die Ursache für toxische Männlichkeitsbilder à la „große Jungen weinen nicht“, Rollenzuschreibungen von Fürsorgeverantwortung als typisch weiblich und einen statistisch nachweisbaren unterschiedlichen Umgang mit Risikofaktoren wie Tabak, Alkohol oder ungesunder Ernährung. Auch eine erhöhte Gewaltbereitschaft von Männern oder fehlende soziale Netzwerke, die wie ein „soziales Immunsystem“ wirken, haben ihren Ursprung im patriarchal erlernten Sozialverhalten.

6. Und zum Schluss: Was tun Sie selbst, um gesund zu bleiben?

Ich fahre leidenschaftlich gerne Fahrrad und bewege mich draußen in der Natur, zum Beispiel beim Klettern. Und für die mentale Gesundheit ist es mir besonders wichtig, viel im Austausch mit Menschen zu sein: Als Politiker habe ich das Glück auch oft außerhalb meiner Bubble mit Menschen ins Gespräch zu kommen, und natürlich auch bei gemeinsamen Erlebnissen mit Freund*innen und Familie.

Hintergrund: Johannes Wagner

Johannes Wagner ist Arzt und seit 2021 Mitglied des Deutschen Bundestags für die Partei Bündnis90/Die Grünen. Er ist Mitglied des Gesundheitsausschusses und dort Ansprechpartner zum Thema Männergesundheit.

Dr. Christina Baum (AfD)

1. Was bedeutet Gesundheit für Sie persönlich?

Gesundheit bedeutet für mich körperliches und seelisches Wohlbefinden.

2. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Männergesundheit in Deutschland?

Ich trenne bei den Herausforderungen nicht zwischen Mann und Frau. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind jedoch ein Teil der großen Herausforderungen, welche sicherlich auf einen oft ungesunden Lebensstil zurückzuführen ist und damit durch entsprechende Aufklärung/Motivation reduziert werden könnten.

3. Welche Maßnahmen oder politischen Initiativen halten Sie für dringend notwendig, um die Männergesundheit zu verbessern?

Gesunderhaltung ist für mich in allererster Linie eine Frage der Eigenverantwortung, weshalb es keiner politischen Initiativen bedarf.
Den Wert und den Vorteil von Vorsorgeuntersuchungen z. B. sollten Mediziner und deren Organisationen den Menschen nahebringen. Die Politik muss wieder auf ihre Kernaufgaben zurückgeführt werden.

4. Wie wollen Sie sich persönlich im Gesundheitsausschuss für dieses Thema starkmachen?

Es gilt zuallererst, den schwerwiegenden Folgen der Fehlentwicklungen im Gesundheitssystem entgegenzutreten: Das Krankenhaussterben muss beendet werden, der Ärzte- und Fachärztemangel, insbesondere auf dem Land, muss kompensiert werden, die Medikamentenversorgung ist sicherzustellen und vieles mehr. All diese Probleme sind unabhängig vom Geschlecht.

5. Was hindert Männer Ihrer Meinung nach heute noch daran, sich frühzeitig um ihre Gesundheit zu kümmern?

Ich weiß nicht, ob diese Aussage tatsächlich zutrifft. Mir ist weder bei meiner Arbeit als Zahnärztin noch privat bei meiner Familie aufgefallen, dass sich Männer zu spät um ihre Gesundheit kümmern.

6. Und zum Schluss: Was tun Sie selbst, um gesund zu bleiben?

Ich versuche, einen guten Ausgleich zwischen Arbeit und Familie zu schaffen. Lange Ausflüge in die Natur, allein oder mit Familie, gehören genauso dazu, wie eine ausgewogene Ernährung und vor allem eine positive Lebenseinstellung mit sehr viel Lachen.

Hintergrund: Christina Baum

Die promovierte Zahnärztin Dr. Christina Baum aus Baden-Württemberg hat ihren Wahlkreis im Harz in Sachsen-Anhalt und vertritt die AfD seit 2021 im Bundestag, nachdem sie zuvor bereits Abgeordnete im Landtag von Baden-Württemberg war.
In beiden Parlamenten lag ihr Schwerpunkt im Bereich der Gesundheitspolitik mit Fokus auf eine flächendeckende, wohnortnahe medizinische Versorgung und der Aufarbeitung der Coronapolitik.

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